Beispiele für unsere Patenschaften

 

Rashid, Rahim und Heike

“Ich erinnere mich noch ganz genau, wie alles anfing”, erzählt unsere ehrenamtliche Patin Heike. Vor fünf Jahren wurde in Mariendorf, wo Heike lebt, eine Unterkunft für geflüchtete Menschen eröffnet. Die Nachbarschaft war in heller Aufregung – und nicht nur positiver. “Für mich und meine Tochter war aber klar: Wir engagieren uns!”. Und so lernte sie auch das Projekt »Patenkinder Berlin« kennen. Durch die Gespräche mit der Projektkoordinatorin vor Ort wurde ihr schnell klar, dass sie genau das machen wollte: Eine Patin sein.

 

Und so lernte Heike Rashid und Rahim kennen, deren Patin sie heute ist. Rashid und Rahim sind Brüder, Rashid ist sechs Jahre alt, Rahim ist neun – und verrückt nach Fußball. Bei ihrem ersten Treffen konnte Rahim seine Überraschung kaum verbergen, als er Heike sah – hatte er doch den Koordinatorinnen des Projekts erzählt, wie gern er Fußball spiele. Er war davon ausgegangen, einen männlichen Paten zu bekommen, um Fußball zu spielen! Doch nun stand Heike vor ihm, und er konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. Heute erzählt Heike, dass sie es ihm ansehen konnte, und es einfach direkt ansprach. Die Situation entspannte sich sofort und Rahim und Rashid ließen sich auf Heike ein – und es entwickelte sich eine intensive Patenschaft. So intensiv, das sie auch dem Umzug der Familie der beiden Jungs nach Köpenick standhielt. Trotz der räumlichen Distanz haben Heike und die Brüder bis heute – seit nunmehr 4 Jahren – regelmäßig Kontakt. 

 

Ihre gemeinsame Zeit verbringen sie meist draußen, auf Spielplätzen oder mit Fahrrad fahren. Manchmal machen sie Ausflüge, wie das eine Mal, als sie im Berliner Aquarium waren. Auch Deutsch lernen gehört zu ihren Aktivitäten, genauso wie lange und vertrauensvolle Gespräche. Und Heike ist auch eine Unterstützung für die anderen Familienmitglieder. So füllt sie zusammen mit ihnen Anträge aus, hat eine Kita für die kleine Schwester von Rahim und Rashid gefunden und hilft den Eltern beim Deutschlernen.

 

Immer wieder bleibt Heike auch mal länger bei ihnen, isst gemeinsam mit der Familie Abendbrot. “Dann fühlt es sich an, als wäre ich ein Teil der Familie”, sagt Heike. Und genau das ist sie auch: Ein Teil einer ungewöhnlichen Familie. Sie ist dankbar, dass sie damals auf das Projekt gestoßen ist und so nicht nur Rahim, Rashid und ihre Familie kennenlernen, sondern auch Teil ihres Lebens werden durfte.


 

Emma und Naseem

Emma ist eine sehr herzliche Frau mit vielfältigen Interessen. Sie probiert gern unterschiedlichste Dinge aus, ob es ein Clownseminar ist, ein Praktikum beim Radio oder die Idee, ihr eigenes Cafe zu öffnen. Und als Emma beschloss, sich engagieren zu wollen, ging sie dies mit genauso viel Begeisterung an. Durch die Vermittlung von »Patenkinder Berlin« lernt Emma Naseem kennen. Die Achtjährige hat fünf Geschwister, ihre Familie kommt aus Afghanistan. Sie ist ein sehr aufgeschlossenes und aktives Kind, und Emma fühlt sich ihr sofort verbunden. “Ihre Art erinnerte mich an mich selbst als Kind”, sagt sie rückblickend. Es gibt viel, was die beiden verbindet: Gemeinsames Malen, ihre Kreativität, ihr Tatendrang, ihr Ehrgeiz, ihre Energie. Wenn Emma und Naseem gemeinsam Zeit verbringen, sind sie immer aktiv: Im Winter basteln sie, gehen ins Kino, lachen viel gemeinsam und besuchen mit Naseems Schwestern einen Malkurs. Im Sommer sind sie viel draußen, in der Natur, spielen, toben, klettern. 

 

“Das erste Mal Naseem zu Hause zu besuchen war unglaublich aufregend. Die Familie ist groß, alle waren offen und an mir interessiert und wir haben über Gott und die Welt gesprochen.”

 

Durch die COVID-19 Pandemie konnten sie sich nun lange nicht sehen, was für beide eine schwierige Zeit war. Umso größer war die Freude, als sie sich endlich wiedersehen durften. Zusammen gingen sie in den Park – und kletterten beide spontan auf einen Baum. Oben, auf einem Ast sitzend, sagte Naseem dann zu Emma: “Weißt du, ich bin so froh, dass du meine Patin bist, denn du bist genauso wie ich! Ich würde dich jetzt so gerne umarmen.”.  

 

Solche Augenblicke und diese Freude ihres Patenkindes haben Emma ihre ganze Patenschaft über begleitet und geprägt. Sie lernt, die Welt durch die Augen von Naseem zu sehen: Voller Fantasie und Offenheit. Ebenso dankbar ist sie, die Familie von Naseem kennen gelernt zu haben, die sie sofort mit offenen Armen empfangen haben, und ihre Art zu leben und zu denken kennen lernen durfte. Emma ist glücklich, dass sie Naseem als Patenkind gefunden hat. Jemand, der ihr so ähnlich ist, mit dem sie viel teilen kann – und mit dem sie auch ein Stück Zuhause in ihrer Familie gefunden hat.


 

Maliha und Lena

Durch einen Kurs an ihrer Universität stieß Lena letztes Jahr auf das Projekt »Patenkinder Berlin«. Sie hatte schon vorher oft darüber nachgedacht, sich zu engagieren – und so nahm sie die Sache in die Hand. Nach der Vorstellung und über die schnelle Vermittlung durch die Projektkoordinatorinnen traf sie dann Maliha, ihr Patenkind. 

 

Maliha ist neun Jahre alt, sie und ihre Familie – Maliha hat noch fünf Geschwister – kommen aus Afghanistan. Sie ist ein aufgeschlossenes und spontanes Mädchen, das sich gern kreativ und sportlich auslebt. Sie liebt es in ihrem Schulchor zu singen und sich zu bewegen. Und Maliha kann andere sehr gut von ihren Plänen überzeugen. Wahrscheinlich verbringen Menschen so gern viel Zeit mit ihr: Mit ihrer inspirierenden Art wickelt sie jeden um den Finger, so kommt es Lena vor. Sie ist neugierig und jedes Treffen ist ein kleines Abenteuer. Lena hatte von Anfang an ein gutes Gefühl und freute sich auf jedes einzelne Treffen mit Maliha. In vielen Dingen sind die beiden sich sehr ähnlich, und dann fanden sie sogar heraus, dass sie fast am gleichen Tag Geburtstag haben. 

 

»Ich finde es spannend, die versteckten Talente meines Patenkindes zu entdecken sowie generell Unternehmungen nur mit ihr machen zu können, für die sonst keine Zeit wäre.«

 

Neben ihren Nachmittagen zu zweit waren die beiden auch auf vielen Veranstaltungen der Organisation “Patenkinder Berlin”, von Ausflügen zur Sandgrube im Grunewald bis zu Kreativworkshops. Lena bringt Maliha Volleyballtechniken bei und sie sind generell viel draußen unterwegs. Wie dieses eine Mal, als sie in Malihas Nachbarschaft Inline skaten waren. »Besonders in Erinnerung blieb mir, als wir ein Nest mit Babyvögeln mitten auf der Straße gefunden haben. Maliha konnte und wollte die schutzlosen Vögel nicht alleine lassen. Also nahmen wir sie mit, und sie wurden im Garten hingebungsvoll von Maliha und den Nachbarskindern gepflegt«, erzählt Lena. In dem Moment habe sie besonders gemerkt, es ist eine besondere Beziehung, die sie eingegangen sind – und Lena ist sehr glücklich, diesen Schritt gegangen zu sein.


 

Sami und Lukas

Sami ist dreizehn, wissbegierig und neugierig. Er ist ein Junge, der viele Fragen stellt. Fragen, die sein Pate Lukas nicht immer beantworten kann, aber gern darüber diskutiert. Die beiden tauschen sich heute viel über Geografie und Politik aus und reden – doch es war nicht immer so. Anfangs war es mitunter schwer ein Vertrauen und eine Bindung aufzubauen, es brauchte seine Zeit. Mittlerweile kennen sich die beiden seit vier Jahren und sind gegenseitig Teil ihres Lebens.

 

“Es ist wichtig sich für den Beziehungsaufbau Zeit zu nehmen, denn am Ende zahlt es sich aus.”

 

Lukas hatte nach der Fluchtbewegung im Sommer 2015 angefangen, ehrenamtlich an der Essensausgabe in einer Unterkunft zu arbeiten. Er erkannte aber, dass er gern im engeren Kontakt mit den Menschen stehen möchte und nahm am Patenschaftsprojekt teil. Durch den Kontakt zu Sami hat Lukas gemerkt, wie schwer und belastend es sein kann, in Deutschland Fuß zu fassen. Und auch, dass er selbst feinfühliger geworden ist. 

 

Meist holt Lukas Sami von der Schule ab und sie machen die unterschiedlichsten Sportarten. Sami ist ein lustiger und sportlicher Junge, der es liebt, über sich hinauszuwachsen. Sie gehen schwimmen, klettern, spielen Fußball. Durch diese gemeinsamen Aktivitäten können sich beide nicht nur auspowern, sondern haben auch immer mehr zueinander gefunden.


 

Mehdi, Fida und die Nitzsches

Fida und Mehdi haben in ihren jungen Jahren schon viel erlebt. Zusammen mit ihrer Familie – ihren Eltern und sechs Geschwistern – sind sie aus Damaskus geflüchtet, haben eine Zeit in der Türkei gelebt, bevor sie nach Deutschland kamen. Mehdi ist dreizehn Jahre alt und ein wissbegieriger Junge, Fida ist sechs und sehr aufgeschlossen. Die beiden sind die Patenkinder des Ehepaars Nitzsche, die vor vier Jahren ihre Ansprechpartner und guten Freunde wurden. “Wenn die kleine Fida mit meinem Mann spielt, wird er selber wieder zum Kind”, erzählt Frau Nitzsche. Die beiden empfinden es als Riesenglück, Paten der beiden Kinder sein zu können.

 

“Wir geben viel und bekommen das doppelte zurück”

 

Das erste Treffen fand auf dem Spielplatz statt, sie erinnern sich noch genau. “Wir hatten so viele Fragen im Kopf, was werden sie erwarten, wie werden die Treffen ablaufen, wie werden die Eltern der Kinder auf uns reagieren?”, erinnert sich das Paar. Doch schon nach dem ersten Treffen war klar: Es passt. Das Fundament der Patenschaft war schnell gelegt, die Beziehung konnte sich behutsam  entwickeln, und auch zur Familie von Fida und Mehdi bauten die Nitzsches ein vertrauensvolles Verhältnis auf. Mit der Zeit wurde die Beziehung zu den Kindern und das verhältnis zur Familie immer enger. “Heute würde ich mehr von einer Freundschaft sprechen”, sagt Frau Nitzsche.

 

Manchmal, wenn die Nitzsches Fida und Mehdi nach ihrer gemeinsamen Patenschaftszeit nach Hause bringen, erwartet deren Mutter sie schon: “Ihr esst mit uns!”. Dann setzen sich das Ehepaar mit an den ohnehin schon vollen Tisch, es wird immer ein Platz für sie gefunden. Sie sind froh um diese Zeit mit den Kindern und der Familie – und spüren, dass sie auch offener geworden sind und einfacher Missverständnisse aus der Welt schaffen können. Sie helfen, wo sie können, und sind sehr engagiert. Es bedeutet ihnen viel, eine neue Kultur und die Familie kennen zu lernen – und zu lernen, dankbar zu sein. 


 

Adam und Ronja 

“Ich habe unglaublich viele Action-Filme in dem letzten Jahr gesehen”, erzählt Ronja. Seit einem Jahr hat sie ein Patenkind, Adam Und Adam liebt das Kino. Sie unternehmen unterschiedliche Sachen, lernen auch viel gemeinsam – und manchmal geht es eben ins Kino. Adam ist zwölf und kam vor vier Jahren mit seiner Familie – seinen Eltern und seinen drei Geschwistern – nach Deutschland. Vorher haben sie einige Zeit im Libanon gelebt, aber eigentlich kommen sie aus Syrien. Ronja kommt selbst nicht aus Deutschland und weiß, wie schwierig es sein kann, hier anzukommen. Deshalb wollte sie ein Projekt unterstützen, mit dem sie sich identifizieren konnte. 

 

“Mathematik und Physik gefällt uns beiden, denn die bleibt in allen Sprachen gleich.”

 

Adam ist ein ruhiger und lieber Junge, der anfangs etwas schüchtern wirkte. Die ersten Treffen waren noch verhalten, aber mit der Zeit tauten beide, Adam und Ronja, auf. “Wir sind beide eher zurückhaltende und nachdenkliche Menschen”, erzählt Ronja. Daher hat es ein wenig Zeit gebraucht, sich kennen zu lernen. Gleichzeitig verstehen sich die beiden jetzt besonders gut, da sie so ähnlich sind und ähnliche Interessen haben. Manchmal fragt Adam Ronja, warum sie denke, dass sie sie sei. Auch wenn sie nicht immer Antworten auf diese Fragen hat, fühlt sie sich sehr verbunden mit ihm und seiner Art, auf die Welt zu blicken.