Beispiele für unsere Patenschaften

 

Geschichte Marek und Pablo

Der 10jährige Pablo kommt aus Spanien und lebt zusammen mit seinen Eltern in Berlin. Aufgrund einer Lernbehinderung hat er es besonders schwer, gut Deutsch zu lernen. Die Schule macht ihm große Schwierigkeiten, weil er zum einen nicht gut mitkommt und zum anderen von den anderen Kindern geärgert wird.

Seit einem Jahr hat Pablo jetzt seinen Paten Marek. Die beiden mussten sich erstmal etwas kennenlernen und herausfinden, was sie in der Patenzeit gemeinsam anfangen können. Inzwischen sind sie ein eingespieltes Team und freuen sich beide sehr auf die wöchentliche Patenzeit. Marek fühlt sich von der ganzen Familie sehr gut angenommen, seine anfängliche sorge er könnte nicht genug Ideen haben um die wöchentlichen Treffen zu gestalten, hat sich als unbegründet herausgestellt. Marcos sprüht regelrecht vor Plänen und Einfällen, die er gemeinsam mit Marek umsetzen will. So interessiert er sich z.B. für alles was mit dem Wetter zu tun hat. Er hat eine eigene kleine Wetterstation gebaut, die er immer weiter vervollkommnen will. Am allerliebsten fährt Pablo jedoch mit der BVG und so haben sie schon viele verschiedene S-Bahn-Strecken befahren und beim gemeinsamen aus dem Fenster schauen oder auf den Bahnhöfen jede Menge spannende Sachen entdeckt. Pablo profitiert von dieser gemeinsam verbrachten Tandemzeit sehr. Seine Mutter erlebt ihn viel fröhlicher und ausgeglichener, Pablos Sprache und Aussprache haben sich enorm verbessert, lobt die Logopädin und auch die Lehrerin findet, dass Pablo mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein in die Schule kommt. Sie fragt sich, was sich bei Pablo so gravierendes verändert hat. Wir wissen es: er hat einen Paten!

 

Geschichte Miriam und Anka

Die 8jährige Miriam ist ein Pflegekind, das in einer großen Familie lebt. Es gibt leibliche Geschwister und zwei Pflegegeschwister und viele Freunde die zu Besuch kommen. Deshalb war es Miriams großer Wunsch, jemanden zu haben der nur sie besucht und ausschließlich Zeit mit ihr verbringt. So kam ihre Pflegemutter auf die Idee, Miriam in eine Patenschaft zu vermitteln. Seit drei Monaten kommt jetzt jeden Donnerstag Anka zu ihr und wirklich nur zu ihr. Darüber freut sich Miriam so, dass sie immer schon vorher am Gartenzaun steht und nach Anka Ausschau hält. Sie genießt die exklusive Zeit mit ihrer Patin.

Für große Ausflüge haben sie in der Woche keine Gelegenheit, denn für Anka ist die Anreise bis zu Miriam, die am Stadtrand wohnt, recht weit. So vergnügen sie sich mit den Sachen, die man in der Nähe unternehmen kann. Sie gehen in Parks oder auf den Spielplatz. Manchmal sind sie unterschiedlicher Meinung, vor allem, wenn die gemeinsame Zeit vorbei ist und Miriam trotzdem nicht nach Hause gehen will. Am liebsten geht Miriam ins Schwimmbad. Sie mag es im Wasser zu sein, aber schwimmen lernen mag sie nicht. Dafür denkt sie sich während des Badens Phantasiegeschichten und Rollenspiele aus. Sie nimmt wechselnde Rollen ein und spielt Begebenheiten aus der Familie und der Schule nach oder erfindet sie neu. So erfährt Anka viel darüber wie es in Miriams Alltag aussieht, was ihre Wünsche und Befürchtungen sind.

Die größte Bedeutung hat für Miriam ihre Pflegefamilie, zu der sie kam, als sie ein Baby war und zu der sie sich so zugehörig fühlt wie ein leibliches Kind. Miriam erzählt sehr viel von ihren Geschwistern. In der Schule findet sie nicht so leicht Freunde. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass sie manche Kompetenzen die Gleichaltrige haben, noch nicht hat. So zum Beispiel kann sie noch nicht die Uhr lesen und spricht manchmal mit falscher Grammatik.

In Anka hat sie dafür jemanden gefunden der sie so mag wie sie ist und gern mit ihr Zeit verbringt. Die gegenseitige Sympathie war von Anfang an da. Gleich bei ihrem ersten Treffen gingen sie auf den Spielplatz und unterhielten sich auf dem Weg dahin sehr angeregt. Miriam hat keine Berührungsängste und hat ihre Patin vertrauensvoll in ihr Herz geschlossen. Anka ist für Miriam sehr wichtig geworden und dadurch erlebt Anka ihre Patenschaft als sinnhaft und erfüllend. „Für mich ist es keine Arbeit, ich freue mich auf die Treffen und ich möchte, dass es noch möglichst lange weitergeht“, sagt Anka. Auch die Familie mag sie gern und bewundert wie organisiert und gleichzeitig entspannt sie den Alltag gestalten. Oft wird sie im Anschluss an ihr Treffen mit Miriam von den Pflegeeltern zum Abendbrot eingeladen. „Sie sind eine sehr familiäre Familie“, findet sie.

Einmal musste Anka absagen, weil eine Freundin von ihr erkrankt war. Seitdem erkundigt sich Miriam bei jedem Treffen wie es der Freundin geht. Sie ist sehr mitfühlend. Was Miriam jedoch nicht mag, ist, wenn ihr kleiner Bruder Jannis der auch ein Pflegekind ist, die beiden auf ihre Ausflüge begleiten will. Dann hat sie ja Anka nicht mehr für sich. Deshalb muss Jannis zu Hause bleiben. Vielleicht findet sich ja noch ein Pate, der nur für ihn kommt.

 

Geschichte Leo und Swetlana

Als Swetlana das erste Mal bei Leo und seinen Eltern war, kam Leo die ganze Zeit nicht aus seinem Zimmer heraus. Immerhin durfte Swetlana sich sein Zimmer ansehen. Beim zweiten Besuch wollte  er schon gemeinsam mit ihr auf den Spielplatz und danach sagte er: „Du kannst heute bei mir schlafen.“ Von da an waren Swetlana und Leo ein Herz und eine Seele. Auf den dritten Besuch wartete Leo schon und wollte mit Swetlana Fußball spielen.

Leo ist 9 Jahre und einseitig gelähmt. Deshalb kann er nur schlecht laufen und hat schon einige Hüftoperationen hinter sich. Nach den Operationen sitzt er dann für eine Weile im Rollstuhl. Leo hat auch eine geistige Behinderung. Er kann gut sprechen, aber eine Unterhaltung zu führen, fällt ihm schwer und er kann sich wenig merken. „Er vergisst fast alles, was er erlebt hat“, erzählt Swetlana.  Das er einmal mit Swetlana Pommes essen war, hat ihn aber so beeindruckt, dass er es ihr immer wieder erzählt. Überhaupt liebt Leo Wiederholungen. „Er wünscht sich immer dasselbe, Fußballspielen, Fußballspielen, Fußballspielen.“ Weil Swetlana ein geduldiger Mensch ist, stören sie die Wiederholungen nicht. Sie sieht sie eher als ihre gemeinsamen Rituale an. Im Winter sind sie öfter ins Bauhaus gegangen und haben mit den Bohrmaschinen gespielt. Leo liebt Maschinen. Oder sie sind Schlitten fahren gegangen. Swetlana hat gemeinsam mit ihrem Mann ein kleines Haus am Stadtrand, mit Hund und Pferden und oft sind ihre eigenen Enkelkinder zu Besuch. Anfangs war sie sich nicht sicher, ob sich die Enkelkinder mit Leo verstehen werden. Als sie Leo dann einmal mitgenommen hat, war er ganz begeistert. Er mochte die Tiere und spielte gern mit ihrem 4jährigen Enkelsohn. Vor Weihnachten haben sie alle gemeinsam Plätzchen gebacken. Die gemeinsamen Autofahrten machten Leo großen Spaß, aber er fand es nicht gut, dass eine Frau am Steuer saß und wollte lieber, dass Swetlanas Mann das Auto fuhr.

Swetlana wollte Leo gern mit anderen Kindern in Kontakt bringen. Deshalb ist sie mit ihm in ein Kinderfreizeithaus gegangen. Aber Leo hatte auf die anderen Kinder keine Lust, sie irritierten ihn und er wollte gleich wieder gehen. Schließlich entdeckte er die Ecke mit den Bausteinen und spielte dort für Stunden. Bei weiteren Besuchen waren es immer die Bausteine auf die er sich stürzte. Aber irgendwann fing er an, sich für die anderen Kinder zu interessieren. Schließlich machte es ihm solchen Spaß mit den Anderen zu spielen, dass er von da an immer wieder ins Kinderfreizeithaus wollte.

Swetlana ist ein fröhlicher Mensch und lacht viel. Anfangs war Leo ganz verwundert, wenn Swetlana lachen musste. Er dachte, sie lache ihn aus und frage sie: „Warum lachst du?“, sie versuchte Leo zu vermitteln, dass es Spaß macht, über witzige Situationen oder einfach so zu lachen. Als sie sich ein bisschen besser kannten, lachten die beiden zusammen.

 

Geschichte Maja und Susanne

Susanne ist eine junge Frau, die beruflich sehr gefordert ist. Gerade deshalb ist es ihr wichtig, neben der Arbeit noch etwas Anderes - sinnstiftendes und entspannendes - zu machen. So ist sie bei Patenkinder Berlin gelandet und ist Patin für das Pflegekind Maja geworden.

Als sie der Pflegemutter zu einem ersten Gespräch gegenübersitzt, erfährt sie viel von der Lebensgeschichte ihres zukünftigen Patenkindes. Maja ist 5 Jahre und seit einem Jahr in einer Pflegefamilie. Ihr vorheriges Leben ist von vielen Entbehrungen geprägt.

Auf Susanne kann sich Maja sofort einlassen. Nachdem sie beim ersten Treffen noch neugierig aus der Ferne zugesehen hat, ist sie beim zweiten Mal schon ganz offen und zeigt Susanne auf dem Spielplatz, was sie schon alles kann. Maja freut sich über jeden Besuch und wünscht sich, dass Susanne noch öfter kommen soll. Sie ist ein fröhliches Mädchen, das wissbegierig ist und viele Fragen stellt. "Ich hätte gedacht, Pflegekinder sind nachdenklicher und trauriger.", meint Susanne. Ihre Lebensgeschichte ist Maja aber nur wenig anzumerken. "Nur manchmal weint sie kurz. Dann erzählt sie, dass sie ihren Bruder vermisst."

Seitdem sie sich kennen sind Susanne und Maja regelmäßig gemeinsam unterwegs. Susanne holt Maja von zu Hause oder aus dem Kindergarten ab und dann machen sie einen Ausflug. Anfangs haben sie ganz verschiedene Sachen gemacht, z.B. Keramik bemalt. "Ich habe gestaunt, was sie für eine Ausdauer hat", erzählt Susanne. Sie waren im Zoo und auf dem Spielplatz. Oder sie haben zu Hause Spiele gespielt. Für das Memory-Spiel fehlte es Maja jedoch an Konzentration, so dass sie bald die Lust verlor. Ihr fester Termin war der wöchentliche Schwimmkurs, zu dem Susanne Maja begleitet. Zur Vorbereitung auf die Seepferdchen Prüfung haben sie angefangen gemeinsam im Schwimmbad zu üben. Susanne findet es toll mitzuerleben, mit wie viel Energie sich Maja neuen Aufgaben stellt und so lange probiert, bis sie es schafft.  "Wir verbringen viel Zeit im Wasser, deshalb ist Maja schon sehr geübt und traut sich viel zu. Anfangs ist sie während der ganzen Zeit an meiner Hand geblieben und inzwischen rennt sie los und springt vom 1-Meter-Brett." Zu einem Kurstermin fragt Susanne im Auftrag der Pflegemutter die Schwimmlehrerin, wann Maja denn soweit sei, dass Seepferdchen zu machen. Maja darf sofort losschwimmen und schafft die Prüfung. Nach dem Kurs präsentiert Maja stolz das Abzeichen und den Aufnäher. Die beiden freuen sich riesig und feiern zusammen. Susanne empfindet es als etwas ganz Besonderes, solche Momente mitzuerleben.

Überhaupt ist es spannend, Majas Entwicklungsschritte zu verfolgen. Als sie sich kennenlernten, hatte Maja noch keine Vorstellung von zeitlichen Dimensionen. Inzwischen weiß sie was gestern und was übermorgen ist und kann sagen, was sie am letzten Freitag gemacht hat. So weiß sie auch immer gut Bescheid, wann ihr nächster Tag mit Susanne ist.

Vom Anfang ihrer Patenschaft an hat Susanne regelmäßig Bilder von Maja gemacht und die gemeinsamen Erlebnisse festgehalten. Sie möchte später ein Fotoalbum für Maja gestalten und darin den Teil von Majas Kindheit dokumentieren, den sie selbst begleitet und miterlebt hat. Dieses Album wird für sie beide eine Erinnerung an eine Zeit voller Entwicklung und gemeinsamer Erlebnisse sein.