Pflegekinder haben aufgrund ihrer Vorgeschichte einen hohen Bedarf an Zuwendung und Betreuung. Wenn sie in die Pflegefamilien kommen, haben sie meist schon mehrere Lebensstationen durchlaufen. Nach dem gescheiterten Zusammenleben mit ihren leiblichen Eltern haben sie vielleicht schon in einer Kurzzeitpflege gewohnt. Dort wurde geprüft, welche Unterbringungsform für sie am besten passt. Die an diese Prozesse geknüpften Abschiede und Gefühle von Scheitern und Fremdheit haben die Kinder unweigerlich geprägt.
Entsprechend viel Geduld, Aufmerksamkeit und Feingefühl braucht es, damit die Kinder in ihren Pflegefamilien ankommen und sich heimisch fühlen können. Die Pflegeeltern leisten viel, um den Kindern ein Zuhause zu bieten, das ihren Bedürfnissen gerecht wird. Das führt mitunter dazu, dass den Pflegeeltern und ihren leiblichen Kindern wenig Freiraum für Privates bleibt. Denn ein Pflegekind kann aufgrund der beschriebenen Erfahrungen deutlich fordernder sein, als ein bei den leiblichen Eltern aufwachsendes Kind. Gerade in der Phase des gegenseitigen Kennenlernens ist sich das Pflegekind der Zuneigung der Pflegeeltern nicht sicher. Es braucht eine gewisse Zeit, bis sich eine feste und vertrauensvolle Bindung einstellt.
Für die Pflegeeltern ist es wichtig, aus dieser für sie anstrengenden Beziehungsarbeit hin und wieder für einige Stunden aussteigen zu können. Auch für ihre Beziehung zum Pflegekind ist es positiv, wenn sie die Möglichkeit haben, zwischendurch einen Schritt zurückzutreten und dem Kind die Chance geben, Beziehungen mit anderen Menschen einzugehen, die sie fördern und ihnen das Gefühl geben, Teil einer starken sozialen Gemeinschaft zu sein.
Für die Pflegekinder ist es wertvoll, eine weitere Bezugsperson zu haben. Mit ihrer Patin / ihrem Paten haben sie einen Menschen an ihrer Seite der nicht fordert, sondern etwas anbietet. Dieses Angebot ist die Tandemzeit mit vielen schönen Erlebnissen und positiven Beziehungserfahrungen, die von den Kindern als große Bereicherung erlebt wird.
Nicht alle Kinder können zu jedem Zeitpunkt in ihrer Familie leben.
Pflegekinder kommen meist aus Familien, in denen die Eltern ihrer Rolle als versorgende, schützende Eltern nicht gerecht werden. Oft sind sie aus unterschiedlichsten Gründen – vorübergehend oder dauerhaft – nicht in der Lage, ihren Kindern das zu geben, was sie für eine gesunde Entwicklung benötigen.
Die Kinder brauchen in dieser Lebenssituation Unterstützung, um diese neue Situation zu verstehen und zu bewältigen.
Wenn Kinder von ihren Eltern nicht nach ihren Bedürfnissen versorgt werden, bieten Pflegefamilien eine wichtige Alternative.
Pflegekinder leben mit zwei Familien. Das Pflegekind ist und bleibt leibliches Kind seiner Eltern, faktisch lebt es mit und in einer anderen Familie, der Pflegefamilie. Eine Familie bietet einen überschaubaren Alltagsrahmen: einen vertrauten Personenkreis, einen regelmäßigen Tagesablauf, gemeinsame Mahlzeiten, Trost bei Kummer, kindgerechte Freizeitgestaltung und beruhigendes Zubettbringen. Außer diesen grundlegenden Bedingungen für eine Stabilisierung können Pflegeeltern auf die ganz speziellen Bedürfnisse eines Kindes eingehen.
Pflegekinder sind keine Adoptivkinder. Auch wenn sie dauerhaft in einer anderen Familie leben, bleibt die verwandtschaftliche Beziehung zu ihren Eltern bestehen.